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Sprachsensibilisierung im Deutschen: Ein Aufruf zu mehr geschichtlichem Feingefühl!

 

Der Begriff „Squaw“, der aus den nordöstlichen Algonkinsprachen stammt, bedeutet zwar ursprünglich „Frau“, wurde aber von Europäern und Amerikanern derart missbraucht, dass er heute – nach allem, was ich hierzu in Büchern, indigenen Blogs und empörten Social Media Posts gelesen habe – mindestens auf gleicher Ebene mit dem Wort „Schlampe“, wenn nicht sogar mit dem berüchtigten N-Wort steht.

 

 

Ich hoffe, dass dies auch die Karl May Festspiele inzwischen erkannt haben und auf den Begriff, der in meiner Kindheit dort noch gang und gäbe war, heutzutage verzichten.

 

 

Das Wort „Indianer“ ist zwar deutlich weniger aufgeladen als das Algonkinwort für Frau, jedoch zeichnet sich auch hier eine Entwicklung ab, der wir im Deutschen Rechnung tragen sollten, denn der Begriff wird von einigen Indigenen als „viel zu kolonial“ empfunden. Andere sehen ihn als tendenziell neutral. Wieder andere (wie das 2012 verstorbene American Indian Movement Mitglied Russell Means) sogar als positiv konnotiert, weil seiner Meinung nach „Indian“ auf „in dio“, also „in Gott“, zurückzuführen sei.

 

 

Meine persönliche Umgangsweise mit dem Wort „Indianer“ ist inzwischen folgende: In einem historischen Kontext verwende ich ihn recht problemlos (das tun viele indigene Autoren und Akademiker auch). Wenn ich mich aber auf aktuelle Dinge beziehe oder generell stereotype Formulierungen vermeiden will, suche ich mir Alternativbezeichnungen: Indigene, Indigene Amerikaner, Erste Amerikaner, amerikanischen Ureinwohner etc., oder nutze - wenn irgendwie möglich - die Eigenbezeichnungen der Völker: Diné (für Navajo), Lakota / Dakota (für Sioux), Anishinabe (für Ojibwe / Chippewa) etc.

 

 

Auch der Begriff „Häuptling“ bringt bei vielen oft eigenartige Gedankenverknüpfungen mit sich (meist Bilder eines primitiven Anführers, den man nicht ganz ernst zu nehmen hat). Hinzu kommt, dass der Begriff „chief“ von Weißen so oft als verunglimpfende Anrede für jeden indigenen Mann benutzt wurde, dass ich von dem Wort „Häuptling“ – außer in einem historischen Kontext – wenn möglich, Abstand nehmen würde. Warum nicht Kriegerführer (warrior leader / leader of warriors) statt Kriegshäuptling (wenn es denn einer war) oder Anführer (headman) statt Häuptling benutzen?

 

 

Hinzu kommt, dass die Häuptlinge (historischer Kontext! ;), der so berühmt gewordenen Reiterkulturen der Great Plains, NIE über die königliche Allmacht verfügt haben, die ihnen die Europäer so gerne zugeschrieben hätten. Die großen Anführer der Plains-Völker mussten rhetorisch überzeugen und Vorbild sein, damit ihre Leute ihnen überhaupt folgten!

 

 

Ein absolut grandioses Buch zu diesem Thema und eine wunderbare Bereicherung für alle Menschen in Führungspositionen (gerade im 21. Jahrhundert!) stammt von dem Lakota Historiker, Lehrer und Handwerker Joseph M. Marschall III: The Power of Four – Leadership Lessons of Crazy Horse (2009).

 

 

Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch!!

 

 

 

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